HEATED LAND ist ein Songwriteralbum, das roh und stoisch in diesem sonst so einfühlsamen Genre steht. Man möchte fast archaisch dazu sagen. Die einzigen gültigen musikalischen Koordinaten dieses Albums liegen zwischen Howlin ́ Wolf, Little Walter und Son House auf der einen und Bob Dylan, Townes van Zandt und JJ Cale auf der anderen Seite. HEATED LAND saugen Inspiration fast ausschließlich aus alten Bluesplatten, schaffen in der Mimikry eines Folk- und Songwriteralbums jedoch fast schon avantgardistische Popsong-Miniaturen. Ein Ansatz, der in der aktuellen Songwriter-Landschaft ziemlich einzigartig ist. Keines dieser Lieder bleibt dabei dauerhaft im Blues verhaftet. Sie winden sich immer wieder überraschend aus dessen repetitiven Schemata und festgeschriebener Tonalität. Etwa wenn sich aus dem sperrigen afrikanischen Fingerpicking in ‚The More We Ride On‘ ein Mitnick- und schließlich Mitsingrefrain herausschält. Oder wenn das extrem groovende ‚Indian Temper‘ in einem perfekten Popmoment überdreht.
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HEATED LAND stellten gemeinsam mit Sound Engineer Torsten Lang in einem verlassenen Bahnwärterhäuschen neben einer von Personalabbau und Fahrgastmangel entvölkerten S-Bahnstation am Rande Dresdens Mikrofone auf und spielten (abgesehen von vereinzelten backing vocals und der pedal steel guitar in „Smash Glass“) das gesamte Album inklusive Gesang an wenigen Tagen live ein. Ein Ansatz, welcher in der Bluestradition, in der die Band sich sieht, passender nicht sein kann. Eine Offenheit für Improvisation und für die Einzigartigkeit, die ein Lied mit potentiell jeder Aufführung – den Schwingungen des Raumes, der Stimmung der Musiker – entwickelt. Das Ergebnis klingt entsprechend schroff und karg wie die Aufnahmeumgebung. Eine mal schneidende, mal freischwebende, mal groovende Momentaufnahme extrem ausgefeilter Lieder.
Andreas Mayrock, der Sänger und Songwriter hinter HEATED LAND, stammt ursprünglich aus Augsburg. Er ist ein Minimalist, der zu großen Ergebnissen gelangt. Er bohrt sich intuitiv in die Lieder hinein, findet wunderbar abstrakte Schlagrhythmen und Fingerpickings ohne sich darin zu verlieren und er schreibt Zeilen, die wie eine endlose Hallfahne im Kopf hängen bleiben. Zeilen wie „We ́re all trying the impossible move of leaving it all behind” (One For The Road). Und er trägt sie vor mit dem Stoizismus eines Bill Callahan und der Bestimmtheit eines Radioevangelisten, der von Verdammnis predigt.
Ihre finale Form haben die auf diesem Album versammelten Stücke letztlich dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass Mayrock nach Jahren des nahezu solitären Musizierens eine Band aus großartigen, präzisen Musikern gefunden hat, die der Musik genau das geben konnten, was sie noch benötigt hat. Das am Jazz geschulte Kontrabassspiel von René Stürmer, das minimalistisch-abstrakte Drumming von Christoph Dehne und natürlich das intuitive, bluesinfizierte Mundharmonikaspiel seines langjährigen Wegbegleiters Alexandre de Ligonnès.
Aus vorangegangenen Recording Sessions für HEATED LAND ist mit ‚To Ronda‘ nur genau ein Lied übriggeblieben. Vielleicht aus dem Grund, dass es genau jenen Idealen einer live und unverfälscht eingespielten Momentaufnahme folgt. Drei Personen in einem Raum. Eine sanft an den Saiten kratzende Violine erhebt sich in bestürzender Schönheit aus dem Scherbenhaufen einer verzerrten Mundharmonika und tastet vorsichtig durch die Fingerpickings der Gitarre: „Pearls they don ́t swim at the surface, Ronda / They are locked inside bloody cases / You got to dive down with your flashlights on“ (To Ronda).
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