206 |
206 sind Sänger, Texter, Gitarrist Timm Völker, Bassist Leif Ziemann, Schlagzeuger Florian Funke. Eine Band, auf die viele gehofft haben und um die jetzt mehr als diskutiert wird. Eine neue Band aus Leipzig. Wie sie das Leben dort erfahren haben, wie sie es dort heute aushalten, davon schreit und flüstert der 23jährige Timm Völker in seinen oft verstörenden Texten. Mit fast lebensbedrohlich wirkender Wortwahl und Intensität berichtet er von einer Jugend, die nicht mehr „da“ ist („Der Junge von heute“), von einer irrlichternden Figur namens „Baader“, von Menschen, die Kiepen mit Kohlen tragen („Hallo Hölle“) und von einem Menschen, der stolz ist auf seine Armut, weil er nichts Anderes hat („Goldjunge“). Und 206 setzen unvergleichliche Meilensteine wie „Kratzer To The Top“ und den faszinierenden Titelsong „Republik der Heiserkeit“. 14 scharfzüngige Beobachtungen gesellschaftlicher Minenfelder. 14 Bruchstücke aus einer Republik, mit denen sich keine neue errichten lässt. Jenseits abhanden gekommener Identität und Perspektive lassen sie aber Hoffnungen auf eine andere Welt erahnen.
Timm Völker gibt nicht den Jammerlappen und nicht den Messias. Er beschreibt in bisher nicht gekannter Dichte, was heute ist. 206 machen keine marktstrategische Inszenierung. Diese Band bricht los, fackelt ab, kotzt raus, direkt und derb. Sie wütet in der trügerischen Selbst-Zufriedenheit des Zuhörers. Meilenweit weg von den sentimentalen, hohlen Posen der Mehrzahl jüngerer, deutschsprachiger Bands. Diese Musik klingt, als würden Bauhaus mit einer Adrenalinspritze im Großhirn eine Art explodierenden Blues spielen, der durch die Straßenschluchten einer zerfallenden Metropole hallt. Hat man so noch nicht gehört. Und Timm Völker bringt sich und das Publikum nicht in Sicherheit. Er polarisiert, verunsichert, fasziniert.
Tobias Levin war die Wahl der Band als Produzent. Er hatte den Enthusiasmus, den Mut und die Zeit, das Energiebündel 206 so energetisch und transparent wie möglich zu gestalten. Letztlich logisch, dass 206 nun auf ZickZack veröffentlichen, dem Label, das seit 1980 im Westen wie im Osten immer nach ungewöhnlicher, aufregender Musik sucht. Von hier aus geht es weiter. Verfolge den Prozess. Wir haben lange auf eine Band wie 206 gewartet. Jetzt werden wir noch lange darüber streiten und uns darüber freuen. Ab März 2011 auf Tournee durch die Republik der Heiserkeit.
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FINDUS |
Wer glaubt der neue heiße Scheiß kommt immer aus Metropolen hat keine Ahnung. Die Provinz hat schon immer Neues und Gutes hervorgebracht und außerdem sind die meisten Großstädter auch nur zu gereiste vom Land. Findus würden solchen Leuten ihren Refrain „Deine Geschichten will hier niemand hören“ entgegen brüllen.
Findus sind fünf Bilderbuchfreunde aus Ostholstein, einer Gegend die außer ihren Einwohnern kaum jemand kennt. Auch Rocko Schamonis „Dorfpunks“, das dort spielt, hat daran nichts ändern können. Dort wird man entweder alt und übernimmt schließlich Papas Hof oder Krämerladen oder man haut irgendwann nach der Schule ab. Findus gehören nicht zur ersten Gruppe, das hört man aus jeder Zeile und zum Abhauen haben sie noch genug Zeit, denn die Schule haben sie noch nicht allzu lange hinter sich.
„Hol mich ab hol mich hier raus“ ist nur eine von vielen Zeilen aus denen der Traum, die schöne aber eintönige Heimat zu verlassen, spricht. Dieser Traum könnte für die Jungs bald Wirklichkeit werden, denn die Band spielt einen Gig nach dem anderen und gewinnt stetig neue Fans. Den Norden der Republik haben Findus bereits eingehend bereist und das Publikum will mehr. Deshalb spielt die Band nicht nur immer mehr Konzerte, sondern hat jetzt auch ihre erste Platte namens „Sansibar“ aufgenommen. Auch aus diesem Titel spricht Fernweh, das wohl bald gestillt wird. Die Jungs „wissen nicht wohin die Reise geht“, vermutlich demnächst kreuz und quer durch die Clubs der gesamten Republik.
Die Musik pendelt zwischen Indie und Punk und gesungen wird auf deutsch – manchmal wütend, manchmal nicht. Gott sei Dank bedeutet die Mischung aus Punk und deutschen Texten nicht Mitgröhlsongs über Saufen Kotzen und dreckige Klos, sondern sehr bildhafte Texte über weg wollen, Wut und jung sein. Alkoholverherrlichung kommt zwar vor, aber das sollte in Songs abseits von religiöser Musik normal sein.
Die Stücke gefallen spontan jedem der sie hört, was kein Wunder ist, denn sie sind eingängig und man kann sie mitsingen, hat aber kein schlechtes Gewissen dabei weil sie trotz aller Ohrwurmrefrains eine liebevolle Schraddeligkeit besitzen und nicht nur durch gelegentliche Orgel und Trompeten Farbtupfer sehr abwechslungsreich sind.
Abwechslungsreich ist eigentlich ein schreckliches Wort das immer dann verwendet wird wenn Bands nicht wissen was sie wollen und alles Mögliche ausprobieren.
Auf diese Jungs trifft das nicht zu. Ihnen gelingt das, was viele Bands vergeblich versuchen.
Man erkennt bei jedem Song sofort, dass sie es sind. Das liegt an Sänger Simeon, den Texten und ihrem Sound. Die Band reißt das Publikum in weniger als vier Atemzügen mit und bringt jeden genau dahin, wo er gerade hin will – einfach kurz weg, egal wo das ist.
Wenn Dorfpunks statt in den 80ern heute spielen würde wären Findus für den Soundtrack verpflichtet worden.
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